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Gewerblicher Rechtsschutz – Allgemeines

Immer wie­der bie­ten Fäl­le, mit denen wir befasst sind, der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung Gele­gen­heit, über Grund­satz­fra­gen mit all­ge­mei­ner Bedeu­tung für den Gewerb­li­chen Rechts­schutz oder das Delikts­recht zu entscheiden.

Gewerb­li­cher Rechts­schutz – Allgemeines

Ste­ro­id­be­la­de­ne Kör­ner – BGH Mitt. 2011, 100 = NJW-RR 2011, 338
Die Ent­schei­dung beschäf­tigt sich mit Scha­den­er­satz­an­sprü­chen wegen Voll­stre­ckung eines erst­in­stanz­li­chen Urteils, wel­ches spä­ter abge­än­dert wird. Stellt der Patent­in­ha­ber nach Erlass eines für ihn posi­ti­ven erst­in­stanz­li­chen Urteils die Sicher­heit zur Voll­stre­ckung des Urteils, haf­tet er grund­sätz­lich für den Voll­stre­ckungs­scha­den. Etwas ande­res gilt nur, wenn und soweit sich der Patent­in­ha­ber dem Schuld­ner gegen­über mit der erfor­der­li­chen Deut­lich­keit ver­bind­lich ver­pflich­tet, kei­ne Rech­te aus dem Urteil herzuleiten. 

Hub­kipp­vor­rich­tung / Lif­ter – OLG Düs­sel­dorf Mitt 2006, 129 = Inst­GE 5, 251
Das OLG Düs­sel­dorf stellt in die­ser Ent­schei­dung die Bedeu­tung der Ursäch­lich­keit zwi­schen Ver­let­zungs­hand­lung und Ver­let­zer­ge­winn her­aus. Es müs­se in jedem Ein­zel­fall ermit­telt wer­den, zu wel­chem Anteil der Ver­let­zer­ge­winn tat­säch­lich auf die Schutz­rechts­ver­let­zung zurück­ge­führt wer­den kön­ne. In der Pra­xis führt die­ses Urteil dazu, dass die Fol­gen der Gemein­kos­ten­an­teil-Ent­schei­dung des BGH (s.u.), die laut OLG Düs­sel­dorf grund­sätz­lich auch für das Patent­recht Anwen­dung fin­det, deut­lich abge­mil­dert wer­den, so dass es nicht zu exor­bi­tan­ten Scha­den­er­satz­zah­lun­gen kommt.

Abstrei­fer­leis­te – BGH GRUR 2002, 787
Der BGH bestä­tigt zunächst den Grund­satz, dass die Rechts­kraft eines Urteils, mit dem ein auf ver­trag­li­cher Grund­la­ge gel­tend gemach­ter Zah­lungs­an­spruch abge­wie­sen wird (hier: unwirk­sa­mer Know-how-Ver­trag), auch kon­kur­rie­ren­de Anspruchs­grund­la­gen erfasst, die das Gericht über­se­hen hat (z.B. Her­aus­ga­be der unge­recht­fer­tig­ten Berei­che­rung). Eine Aus­nah­me lässt er aller­dings zu, wenn in dem rechts­kräf­ti­gen Urteil unmiss­ver­ständ­lich zum Aus­druck kommt, dass über eine bestimm­te Anspruchs­grund­la­ge kei­ne Ent­schei­dung getrof­fen wer­den sollte.

Gemein­kos­ten­an­teil – BGH GRUR 2001, 329
Der BGH gibt sei­ne bis­he­ri­ge Recht­spre­chung zur Berech­nung des Scha­dens­er­sat­zes nach dem Ver­let­zer­ge­winn auf. Durch den Ansatz von Gemein­kos­ten rech­ne­ten die Ver­let­zer häu­fig einen Ver­lust vor. Gemein­kos­ten sind jetzt nur noch im Aus­nah­me­fall abzugs­fä­hig. Das Scha­dens­er­satz­ri­si­ko des Ver­let­zers ist erheb­lich gestiegen.

Druck­bal­ken – BGH GRUR 1985, 512
Der BGH gewährt einem Schutz­rechts­in­ha­ber die Mög­lich­keit, vom angeb­li­chen Ver­let­zer die Besich­ti­gung des angeb­li­chen Ver­let­zungs­ge­gen­stan­des gemäß § 809 BGB zu ver­lan­gen. Mit der Ent­schei­dung Fax­kar­te“ aus dem Jah­re 2002 hat der BGH die­se Recht­spre­chung durch Locke­rung der bis­lang gel­ten­den stren­gen Anfor­de­run­gen weiterentwickelt.